Grimm – ein gesellschaftskritisches Musical

Musicalaufführung „Grimm!“ Am Dienstag, dem 12.11.2019 besuchten unsere Jahrgangsstufen 9/10 das Musical „Grimm“ im Theater Erfurt. In dem Musical geht es um die Geschichte des Rotkäppchens. Das 14jährige Rotkäppchen hat seinen Spitznamen satt und möchte lieber Dorothea genannt werden. Es lebt in einer Dorfgemeinde, die aus den verschiedensten Märchenfiguren zusammengewürfelt ist. Eines teilen die Bewohner dieses Dorfes: nämlich die Angst vor dem Wald und dem darin lebenden Wolf. So lebten neben dem Rotkäppchen auch Mutter Geiß mit ihren Kindern, die drei kleinen Schweinchen und zudem noch der alte Hofhund Sultan mit seinem Sohn Rex im Dorf. Jeder von ihnen hat bereits seine schlechten Erfahrungen mit dem Wolf gemacht oder tut zumindest so. Eines Tages zieht es Rotkäppchen in den Wald, trotz oder auch gerade wegen der ganzen Gruselmärchen, die erzählt werden. Die Neugier überkommt das junge Mädchen, sie macht sich gegen alle Warnungen auf den Weg in den Wald und begegnet dort Grimm, dem Wolf. Dieser erscheint ihr jedoch gar nicht so böse, wie ihn alle Dorfbewohner geschildert haben.

Bei „Grimm“ handelt es sich um eine Neuinterpretation verschiedener Märchen. Es geht darum, die „wahre“ Geschichte von Rotkäppchen und dem Wolf zu erzählen. Es wurde deutlich , dass „Grimm“ uralte Überlieferungen auf ihren Wahrheitsgehalt hin abklopft und vielmehr auf Aktualität setzt. Die ewige Geschichte von Gut und Böse und insbesondere die von Rotkäppchen und dem bösen Wolf wird erzählt und seine Boshaftigkeit wird dabei infrage gestellt. Hat wirklich ein Wolf Rotkäppchen fressen wollen, 7 Geißlein gefressen oder das Haus der 3 Schweinchen umgeblasen? Peter Lund, der Schreiber dieses Stückes, bezieht sich in dem Theaterstück auf viele verschiedene Themen. Er spielt z.B. auf das Thema „Sexualität“ an: Am Anfang des Märchens fühlt sich nur Rotkäppchen zu dem Wolf hingezogen. Doch nach und nach zeigt sich, dass es auch die anderen Charaktere tun, bis schlussendlich sogar Frau Geiß versucht ihn zu verführen. Auch auf das Thema „Liebe für alle“ wird besonders eingegangen. Das zeigte sich gut in der Szene, in der sich Schweinchen Doof in den Wolf verliebt oder als sich seine Schwester, Schweinchen Dick, in die Wildsau verliebt und sie gemeinsam ihr Glück finden. Ein Thema, das das Theaterstück besonders ausmacht, ist das Thema „Vorurteile“. Heutzutage bilden sich Menschen viel zu schnell ein Urteil über einen Menschen oder allgemein über eine Sache. Obwohl die Dorfbewohner den Wolf nicht einmal persönlich kennen, bilden sie sich das Urteil, er sei böse und würde allen etwas Schlechtes wollen. Oder sie sagen, dass der Wald gefährlich ist und man nicht in ihn gehen dürfte, weil einem sonst etwas zustoßen würde. All dies hat sich nicht bewahrheitet. Aber auch der Wolf bildete sich ein Vorurteil gegenüber den Menschen: Rotkäppchen ist ein Mensch, was er jedoch am Anfang nicht wusste. Er nahm sie als Freundin und sie lernten sich kennen. Doch als er herausfand, dass sie ein Mensch ist, war er enttäuscht und machte die Menschen für alles Schlechte in seinem Leben verantwortlich. Er dachte, weil ein paar Menschen nicht gut zu ihm und seiner Familie waren, dass alle so sind. Auch die Menschen kann man nicht „über einen Kamm scheren“, da jeder verschieden ist. Wichtig ist es, sich kennen zu lernen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Das wird einem in dem Stück sehr bewusst gemacht. Ebenso die Themen „Integration“ und „Rassismus“ wurden gut eingebaut. Das Rotkäppchen in der Besetzung einer dunkelhäutigen Frau zeigte dies noch einmal sehr gut. In der heutigen Zeit sind das sehr wichtige Themen. Das Musical setzte hierbei ein Statement und verdeutlichte, dass wir alle gleich sind und die gleichen Rechte haben, egal aus welcher Religion man kommt, ob man eine andere Sprache spricht oder eine andere Hautfarbe hat.
(Text: Antonia Bernig, Stammgruppe 9/10 Rubine)