„Es ist ein Win-Win für alle Seiten“ – Jennifer Freitag startet durch
Vor drei Monaten begann für Jennifer Freitag ein neuer Lebensabschnitt. Hinaus aus der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) hinein in ein Beschäftigungsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Die heute 27-Jährige ist glücklich und fühlt sich angekommen.
Im Berufsbildungsbereich der Ilmenauer Werkstätten des Lebenshilfewerk Ilmenau/Rudolstadt e.V. absolvierte sie innerhalb von zwei Jahren eine Berufsbildungsmaßnahme, die sie erfolgreich Ende Januar 2024 abschließen konnte. Während dieser Zeit stand nicht nur die Vermittlung praktischer und fachtheoretischer Kenntnisse sowie berufliche Schlüsselqualifikationen auf dem Plan, sondern auch die Vermittlung von Allgemeinbildung und Lebenspraxis sowie die Weiterentwicklung sozialer Kompetenzen.
Dank des 2018 bundesweit eingeführten Budgets für Arbeit, welches Menschen mit kognitiven, psychischen und mehrfachen Beeinträchtigungen, die den Berufsbildungsbereich einer WfbM absolviert haben, die Möglichkeit bietet, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig zu sein, konnte sich Frau Freitag den Traum von der Arbeit in ihrem Wunschberuf erfüllen.
Was als Praktikum während der Maßnahme begann, hat sich nun zu einem festen Arbeitsverhältnis entwickelt. Als eine von sieben Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen arbeitet Frau Freitag als gelernte Fachpraktikerin Hauswirtschaft im Versorgungsteam der Freien Reformschule „Franz von Assisi“ in Ilmenau. „Durch ihre Vorausbildung war es naheliegend ein Praktikum im Hauswirtschaftsbereich der Schule zu initiieren“, sagt Peter Micklitz. Als Fachkraft für berufliche Integration im Lebenshilfewerk Ilmenau/Rudolstadt e.V. fördert, unterstützt und begleitet er die Maßnahmeteilnehmerin.
Der Erfolg, dass das Praktikum und die enge Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtung, Schule und Sozialamt und nicht zuletzt das Engagement von Frau Freitag selbst, den Weg zu einem festen Arbeitsverhältnis ebnete, macht alle Beteiligten sehr stolz. Die Schulorganisatorin, Jördis Kühn, hat bei der feierlichen Zertifikatsübergabe nur lobende Worte für ihre neue Mitarbeiterin: „Es ist ein Win-Win für alle Seiten. Jennifer hat sich sehr gut integriert und wir wollen sie nicht mehr missen.“ Durch das reformpädagogische Konzept mit inklusivem Charakter, welches die Schule verfolgt, ist Frau Freitag in einer Umgebung, die geeignet auf ihre Bedürfnisse reagieren kann.
An diesem Umstand erfreut sich auch Linda Schmidt vom Sozialamt Ilm-Kreis, die als Sachgebietsleiterin für Eingliederungshilfe mit ihrem Team Menschen mit Behinderungen bei der erfolgreichen Teilhabe am Arbeitsleben sowie dahingehend Firmen und Bildungseinrichtungen berät sowie unterstützt.
Das Budget für Arbeit bietet Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig zu sein. Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen wird zudem die Chance geboten, einen Beitrag zur gelebten Inklusion leisten zu können, indem durch das Sozialamt finanziell unterstützt bis zu 75 Prozent der Lohnkosten als Zuschuss zum Ausgleich der Minderleistung übernommen werden können.
Der Lebenshilfewerk Ilmenau/Rudolstadt e.V. ist ein anerkannter Trägerverein der Werkstätten für behinderte Menschen in Ilmenau und Rudolstadt. An jeweils zwei Standorten in beiden Städten werden Menschen mit Unterstützungsbedarf Möglichkeiten zur beruflichen Rehabilitation und Teilhabe am Arbeitsleben geboten. Seit Einführung des Budgets für Arbeit konnten in Ilmenau inzwischen vier Menschen aus der Werkstatt heraus vermittelt werden. Sie alle sind bis heute vor Ort in den Firmen sowie Einrichtungen tätig und leisten somit als Teil der ortsansässigen Unternehmen einen Beitrag zur Sicherung des Unternehmensbestandes im Ilm-Kreis. (www.lebenshilfewerk-ilmenau-rudolstadt.de)
Text und Foto: Frau Gaspar vom Lebenshilfewerk Ilmenau/Rudolstadt e. V.